Vatikan nimmt Verkehrssünder ins Gebet
ACE-Vertrauensanwalt Dr. Herzog: „Auch beim Rosenkranz gehören Hände ans Steuer!“
Rosenheim
(ACE) 20. September 2011 – Wer die Mahnungen des Papstes zum richtigen
Verhalten im Straßenverkehr befolgt, fällt möglicherweise weniger häufig als
Verkehrssünder auf.
„Das Auto soll für dich nicht Instrument der Macht, der Überlegenheit und ein Anlass zur Sünde sein. Überzeuge mit Nächstenliebe die jungen Leute und auch den, der nicht mehr jung ist, dass sie sich nicht ans Steuer setzen, wenn sie nicht dazu in der Lage sind.“
Das salbungsvolle Zitat stammt aus den „Orientierungen
für die Pastoral der Straße“, die der Vatikan gerade erst vor gut drei Jahren veröffentlicht hat. Sie umfasst 48 Seiten und enthält 84 einzelne Abschnitte; ein Kapitel widmet sich sogar der „Verkündung der Frohen Botschaft“. Unmittelbar vor dem Besuch des Papstes in Deutschland erinnerte jetzt der ACE Auto Club Europa an die tiefsinnigen Überlegungen, die die katholische Kirche über den Straßenverkehr angestellt hat.
Darin setzen sich die vatikanischen Schriftgelehrten unter anderem mit dem „Phänomen der menschlichen Mobilität“ und den „Moralischen Aspekten des Fahrens“ auseinander. Aus Sicht des ACE mündet diese theologische Art der Verkehrserziehung geradewegs in ein „christliches Manifest für Autofahrer“. Die katholischen Leitlinien wirkten nur im ersten Moment etwas kurios, bei eingehender Lektüre erwiesen sie sich aber als lehrreiches Kompendium für eine neue Kultur im Straßenverkehr.
Unerträglich ist es, als schlechter Fahrer zu gelten
Eindeutig sind die Warnungen davor, das Auto zum Ausleben von Machtinstinkten und zur Selbstdarstellung zu missbrauchen. „Es ist nicht schwierig festzustellen, dass
niemand es erträgt, als schlechter Fahrer zu gelten, auch wenn man zugeben
kann, es zu sein”, heißt es da in ungewohnter Offenheit und auch: „Beim Fahren
findet eine Regression zu primitiven Verhaltensweisen statt.”
Vorschläge, wie man aus Sicht des Vatikans der Lage Herr wird, finden sich viele. Da wird etwa an die edleren Neigungen im Inneren des Menschen appelliert, an deren
Verantwortungsbewusstsein und Selbstkontrolle. Aber auch daran, die
Verkehrsgesetze zu kennen und zu achten sowie dafür zu sorgen, dass die
sicherheitstechnischen Voraussetzungen des Fahrzeugs erfüllt sind. Die
Professionalität des Fahrers zeigt sich in der Fähigkeit, Gefahren
einzuschätzen und zu vermeiden. Nicht nur für sich, sondern auch gegenüber
seinen Mitfahrern und anderen.
Von der „Tugend der Vorsicht“
Die „Tugend der Vorsicht” umfasst das höfliche Verhalten gegenüber Fußgängern
ebenso wie ausreichenden Sicherheitsabstand und die Mahnung, „nicht mit
übertriebener Geschwindigkeit zu fahren”, Trunkenheit am Steuer ist tabu. „Du
sollst nicht töten” wird, auf den Straßenverkehr umgemünzt, zu: Du sollst gar
nicht erst in die Gefahr kommen, andere durch dein Zutun zu töten. „Du sollst
nicht stehlen” schließt mit ein, andere Verkehrsteilnehmer nicht ihrer
Gesundheit zu berauben.
Handy oder Rosenkranz – auch betende Hände gehören ans Steuer
Ob die gebotene Achtsamkeit im Verkehr, wie vom Vatikan vorgeschlagen, darin besteht,
sich vor Antritt jeder Reise zu bekreuzigen und während der Fahrt den Rosenkranz zu beten, muss jeder für sich entscheiden. Die klare Forderung nach Einhaltung der Regeln aber, die dafür sorgen, dass niemand zu Schaden kommt, ist aus Sicht des Rosenheimer ACE-Vertrauensanwalts Dr. jur. Marc Herzog jedenfalls begrüßenswert. Wer mit dem Handy telefoniert, fährt nicht; wer fährt, telefoniert nicht mit dem Handy, lautet die Lehrformel des ACE. Diese Beschränkung sollte nach Meinung des Clubs konsequenterweise auch für das spezielle Rosenkranzgebet gelten. Schließlich – so Dr. Herzog – gehörten selbst betende Hände ans Steuer.